Strothotte - Premium Textilpflege seit 1896 in Geldern  

 

 Das Rad der Geschichte zurückgedreht zu den Anfängen der Reinigung. 

 

Gehen wir zurück in die Zeit von Napoleon, in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Frankreich war das kulturelle und damit auch das modische Zentrum des Kontinents.

 

Im Gegensatz zu der Zeit vor der französichen Revolution, wo die Mode vorwiegend für die Aristrokratie gemacht wurde, war Mode jetzt für die breiten Schichten offen.

 

Straßenkleidung

Straßenkleidung, Mitte des 19. Jahrhunderts

Selbst in Deutschland, das es damals allerdings noch nicht als nation gab, drang die französische Mode bis in die bürgerlichen Schichten vor.

 

Wie wurden diese Kleider gesäubert?

 

Bislang kannte man nur Wasser und Seife, und das Waschbrett oder eine harte Bürste!

 

Und wie konnte man wohl die elegante Gesellschaftskleidung pflegen?

 

 

 

 

Gesellschaftskleidung

Gesellschaftskleidung, Mitte des 19. Jahrhunderts

 

 

 

Meistens waren diese Kleider aus reiner Seide, mit viel Volants und Rüschen versehen.

 

Weche Arbeit muß es gewesen sein, diese Sachen nach dem Waschen wieder zu bügeln!

 

 

Natürlich hatte man damals mehr Zeit als heute, und auch die Ansprüche an die Sauberkeit waren wohl nicht so groß wie heute, und trotzdem galt es auch schon damals als besonders chic, wenn man saubere Kleidung trug.

 

Vergessen waren die Zeiten des Rokoko, wo man mit Unmengen an Puder und Parfüm den Geruch der schmutzigen kleidung überdecken mußte.

 

Die Revolution in Frankreich hatte nicht nur die gesellschaftlichen und politischen Strukturen verändert, sondern auch das Hygienebewußtsein der Menschen.

 

 

Degraisseur

LE DÉGRAISSEUR

So finden wir nun in den 20iger Jahren des 19.Jahrhunderts einen neuen Beruf, nämlich den des "Entfetters", französich als Degraisseur bezeichnet.

 

Leider ist uns über die Arbeit des Degraisseurs nur wenig überliefert; das einzige greifbare Dokument ist ein Stahlstich aus der Zeit um 1820.

 

 

 

 

Interessant ist, dass es gerade die Fettflecken waren, die zur Gründung eines eigenen Berufs Anlass gaben.

Man darf den Begriff "Fett" hier aber nicht so eng sehen, sondern muß das Öl, das Wachs und alle Arten von fettigen Schmieren, auch Talg und Tran, mit einbeziehen.

Offensichtlich konnten diese Flecken mit den damals im Haushalt bekannten Waschverfahren nicht oder nur unvollständig entfernt werden.

 

Welche Mittel die Entfetter seinerzeit benutzten, wissen wir im Einzelnen nicht.

 

Lehrling mit Öllampe

Der Name des ungeschickten Lehrlings von Meister Belin aus Paris ist nicht bekannt. Aber er hat ja die Chemischreinigung auch nicht erfunden, sondern nur seinem Meister die Erleuchtung gebracht - in Form von Terpentinöl!

 

 

Das wußte auch Meister Belin aus Paris nicht, denn er wusch die Gala-Uniformen der französichen Offiziere immer noch von Hand, mit Wasser und Marseiller Seife, und nicht selten mußte er den ganzen Uniformrock zertrennen, damit beim Bügeln die einzelnen Teile wieder glatt wurden.

Das Zusammennähen war Kundendienst. Kein Wunder,dass bei diesen arbeitsmethoden eine hektische Atmosphäre herrschte. Und es war nichts besonders, als der Lehrling die Terpentinöllampe umstieß, auch nicht, dass es dafür eine Ohrfeige gab.

 

Nein , das Besondere war, dass das ganze Terpentinöl über die auf dem Tisch liegende schmutzige Uniform lief. Der Kragen triefte vor Terpentinöl. Meister Belin wußte sich keinen anderen Rat als das Terpentinöl sorgfältig abzutupfen und die Jacke in das Freie zum Trocknen zu hängen, hoffend, dass kein Schaden an dem schönen Uniformstück entstanden ist.

 

Doch welche Überraschung als die Jacke trocken war! Der speckige Kragen war sauber! Und jetzt kam Meister Belin die gute Idee! Warum nicht die ganze Jacke in Terpentinöl behandeln? Gesagt, getan. Der Erfolg war verblüffend!  

Die "französische Reinigungsmethode" war erfunden!

 

 

 

Meister Belin

Das Färbe- und Reinigungsunternehmen von J.Belin ist 1794 gegründet worden. Wann zum ersten Mal in Terpentinöl chemischgereinigt wurde ist nicht bekannt.

 

 

Der Waschbottich von Meister Belin aus Paris gehörte bald der Vergangenheit an. Es wurden hölzerne Maschinen gebaut, die dann bald von Metallkonstruktionen abgelöst wurden. Das Terpentinöl wurde dann durch Schwerbenzin ersetzt.

 

 

 

 

 

 

 

Im Jahre 1825 wurde von Jolly Belin in Paris einer der ersten Chemischreinigungsläden eröffnet.

In allen größeren Städten entstanden "französische Waschanstalten" oder Färbereien, die nach der französischen Methode reinigten.

 

Etwa 1870 existierte bereits in Berlin eine derartige Reinigungsanstalt, wobei der Name Judlin auf die französische Herkunft des Besitzers hindeutet.

 

Judlin´sche Reinigung

Judlin´sche Anstalt für chemische Reinigung in Charlottenburg bei Berlin

 

Der Holzschnitt zeigt nicht nur die einzelnen Abteilungen der Firma, sondern auch das gesamte Fabrikgebäude.  

Die Reinigungsbranche bezeichnete sich damals als "Industrie", um zu zeigen, dass sie eine fortschrittliche zukunftsorientierte Branche ist.

 

Das damals manches Dach in die Luft flog, weil das als Reinigungsflüssigkeit verwendete Schwerbenzin explodierte, nahm man als notwendiges Risiko des Fortschritts in Kauf.

 

Es war geradezu ein Segen, als 1910 das erste unbrennbare Lösemittel auf den Markt kam - erfunden und hergestellt in Deutschland. Damit begann auch der eigentliche Siegeszug der ursprünglichen französichen Reinigungsmethode und wurde in Deutschland zur Chemischen Reinigung umgetauft, die romanischen Länder und alle englischsprachigen Nationen machten sie zur "Trockenreinigung"

 

Mit der Erfindung eines neuen Lösemittels war aber die Entwicklung in der Reinigung noch nicht abgechlossen.Im Gegenteil, jetzt begann erst die eigentliche Innovation. Neue Maschinen wurden entwickelt, die Arbeitsmethoden verbessert und die Bügelgeräte verfeinert. Innerhalb von etwa 70 Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich zehnmal so viel verändert, wie die hundert Jahre zuvor.  

 

Heute ist die Reinigug ein fortschrittliches Gewerbe, das alle vefügbaren Hilfsmittel der Technik verwendet.